Branko Lenart

Geboren am 15.6.1948 in Ptuj (Slowenien)
1954 Emigration nach Österreich
Studium an der Pädagogischen Akademie, Graz
Lehrt seit 1979 Fotografie an der HTBLA für Kunst und Design, Graz
Freischaffender Fotokünstler
Lebt in Graz und Piran


Erste fotografische Arbeiten ab 1962
Seit 1964 Mitglied der TVN Fotogruppe, Graz
1968 Mitglied im Forum Stadtpark, Graz
1973-75 zusammen mit Manfred Willmann Leitung der Fotogalerie „Klo“, Prokopigasse 6/I, 8010 Graz

Zu seinen Arbeiten
In seinen frühen Serien wie „Lush Life“, dem Porträt der „Steirer“ und „On the road“, die ganz im Zeichen der Life-Fotografie stehen, galt Lenarts Hauptinteresse den Menschen – insbesondere ausgeprägten Charaktertypen und Randerscheinungen, die er in aussagekräftigen Momenten festhält. Ab den 90er Jahren kommt in seinen Arbeiten ein betont gesellschaftspolitischer Aspekt hinzu. Der erst stark dokumentarische Charakter seiner Serien verschiebt sich ab Mitte der siebziger Jahre in eine mehr konzeptuelle Richtung mit experimentellem Charakter. In den „Selfportraits“ zeigt er ungewohnte Perspektiven und erweiterte Blickwinkel auf die eigene Person, die sich in den „Mirrorgraphs“ zu magischen, surreal anmutenden Bildern steigern.

© Jasmin Haselsteiner

Zusätzliche Informationen am Kulturserver Graz

„[…] er ist kein naiver und intuitiv agierender „concerned photographer“, kein Moralist, sondern eher ein Poet, dem es einerseits darum geht, möglichst dichte, unauflösbare Bilder zu schaffen […].“
(Peter Weiermair, Wahr genommen, 1991)

„Früher galt das Hauptinteresse meiner Fotografie dem Menschen (fotografiert in außergewöhnlichen Situationen). Nunmehr bin ich eher an allgemeinen Zusammenhängen interessiert, an den kulturellen Äußerungen von Menschen in ihrem individuellen Bereich sowie an der Veränderung, die durch menschliches Eingreifen an unserer Umwelt geschieht. In diesem Sinne begreife ich meine Arbeit sowohl politisch (im weiteren Sinne) wie auch als eine soziologische Untersuchung mit visuellen Mitteln.“
(Branko Lenart, Bürgerlicher Realismus, o.J.)

„Lenarts Anfänge in der Fotografie stammen aus der Hippie-Generation, der er auch selbst angehörte. Er dokumentierte diese Zeit in einer Art Fotoreportage, bei der die Kraft der Mitteilung von der Wahl des Augenblicks, in dem der Fotograf den Auslöser abdrückt, abhängt.“
(Marjeta Ciglenèki, Light Works, 2002)

„auch der fotograf ist sich selbst der nächste. also stellte ich mich selbst dar. die selbst-darstellung war zwar nicht mehr ganz neu auf der art-szene. ich bereicherte diese um einen neuen aspekt und begab mich in len-art-szene, indem ich meinen schatten und meine spiegelbilder fotografierte, ein neues image ergab sich. das virtuelle unterscheidet sich bekanntlich vom reellen bisweilen nicht nur dadurch, dass es seiten-verkehrt ist. [...] und man steht nicht mehr nur hinter der kamera, sondern zugleich und überraschend vor ihr. der dualismus fotograf und modell ist aufgehoben, ja der ideale fall eingetreten, daß fotograf und modell identisch sind.“
(Branko Lenart, protokolle 2, 1977)

„[…] zum anderen zeigen seine konzeptuellen Arbeiten, und diese sind keine Konzession an den Zeitgeist, daß Lenart der sich selbst beobachtende Beobachter ist.“
(Peter Weiermair, Wahr genommen, 1991)

„Die Steirer Lenartscher Optik sind Landbewohner, es gibt keine Städter, schon gar keine Großgrazer, wie B.L. einer wäre. Die Lenartschen Steirer sind Feiernde, Ritualisten oder was auch immer […] sie arbeiten nicht.“
(Thomas Schwinger, protokolle 2, 1974)

„Lenart erreicht durch die Suche des Spiegelbildes der Landschaft ein neues Bild: mit Hilfe der eigenen Intervention (Kultur) greift er in die Natur und summiert die zufällige Unordnung der Natur und die zufällige Unordnung des Spiegelbildes in ein neues geordnetes Ganzes der Kunst.“
(Jure Mikuž, Wahr genommen, 1991)

„[…] Branko wurde zum Senkrechtstarter und zum Aushängeschild des TVN Graz. Selbst lebendig wurde bald die Life-Fotografie sein Metier, trotz guter Kinderstube kannte er diesbezüglich keine Hemmungen. Seine Spontaneität im Erfassen des Augenblicks waren einmalig, er besaß einen unwahrscheinlichen Instinkt dafür im richtigen Augenblick abzudrücken, rein emotional ohne nachdenken zu müssen.“
(Erich Kees, print 3, 1981)

„Das absolut bevorzugte Thema war in der ersten Zeit seines Schaffens der Mensch als solcher. Im Vordergrund stehen Charaktertypen und Randerscheinungen unserer Gesellschaft. Alles, was aus dem üblichen Rahmen fällt, fasziniert ihn, ihn – der selbst dem bürgerlichen, etablierten Rahmen den Rücken kehrt, um jene Freiheit als „Outsider“ zu finden, von der junge Menschen heute träumen.“
(Erich Kees, life 72/73, 1973)

„Mehr innere Beziehung zum Thema, mehr sehen, mehr erleben und weniger, dafür kritischer fotografieren, ist sein Motto.“
(Erich Kees, life 72/73, 1973)

„Ich glaube, daß jeder Mensch eine historische Verpflichtung hat gegenüber seiner Kultur im allgemeinen wie auch hinsichtlich der konkreten Zeit und Gesellschaft, in der er lebt. Daraus folgt – meiner Meinung nach – die wichtige Aufgabe der Fotografie, das Erscheinungsbild der Kultur, Zeit und Gesellschaft zu dokumentieren.“
(Branko Lenart, Bürgerlicher Realismus, o.J.)

„Seit dem Beginn der 70er Jahre schon zeigt Lenart in seinen Arbeiten dokumentarisches Interesse und eine Bevorzugung von seriellen Arbeiten. In der zweiten Hälfte der 70er Jahre ist dies zeitweilig einem mehr kunstorientierten, experimentellen Interesse gewichen.“
(Peter Weibel, Camera Austria 15/16, 1984)