Elisabeth Kraus

Geboren am 22.05.1940 in Graz
Legte 1957 die Kaufmannsgehilfenprüfung ab
Begann 1968 eine professionelle Fotoausbildung
Ab 1970 als Fotografin für das Bild- und Tonarchiv am Landesmuseum Joanneum tätig
Lebt in Graz


1958 erster Kontakt mit der Fotografie und Beitritt zur TVN Fotogruppe Graz
1972, 1973, 1974, 1977, 1978 Landesförderungspreis für Fotografie in der Steiermark
1976 Preis der Stadt Graz.
1978 Stipendium des Kulturreferates der Steiermärkischen Landesregierung
1984 Stipendium der Salzburger Landesregierung

Zu ihren Bildern

In ihren frühen Serien, die ganz im Sinne der Life-Fotografie stehen, beschäftigt sich Elisabeth Kraus mit dem Bild des Menschen. Vom Leben gezeichnete Gesichter alter Menschen, spielende Kinder mit bewegten Mienen und der Ausdruck des Körpers selbst interessieren sie dabei am meisten. Dann werden der Mensch und seine Spuren in der Umwelt, anhand von individuell gestalteten Fenstern und zurückgelassenen stofflichen Hüllen in Szene gesetzt.
Aber auch die Beschäftigung mit der Natur spielt schon in ihren frühen Bildern eine zentrale Rolle, die sich später als dominierend herausstellen wird. Zuerst sind es feinfühlige, zarte Aufnahmen von Gräsern, die sie dann zum Zyklus „Vegetation“ ausbaut. Dann sucht sie im Kontrast dazu die Hektik und Schnelllebigkeit der Stadt und spürt in den „Leisen Bildern“ wiederum sachte Spuren und Strukturen auf.

© Jasmin Haselsteiner

Zusätzliche Informationen am Kulturserver Graz

„Schon damals, als anfangs der siebziger Jahre das zusammenrückte, was heute als Grazer Fotoszene firmiert, war Elisabeth Kraus dabei. „Sprechende Bilder“ waren ihre Stärke.“
(Otto Breicha, Elisabeth Kraus, 1976)

„Der Beweggrund für diese „Privatfotografie“ liegt weniger im Reiz des Gegensätzlichen als einerseits in der Möglichkeit, Gesehenes zu sehen (zu erkennen), andererseits mich selbst durch die Fotografie besser kennenzulernen.“
(Elisabeth Kraus, Leben in einer Stadt, 1977 )

„[…] Die Eindrücke der von ihr sogenannten „Fußrennerzone“: dahinhastende Beinpaare wie aus einem Kellerfenster heraus. Wer das besondere will, hat Anfechtungen und Mißverstandenwerden in Kauf zu nehmen: Die bodennah kauernde Fotografin wurde in einem fort befragt, ob ihr vielleicht „nicht gut“ sei.“
(Otto Breicha, Österreichische Fotografie seit 1945, 1989)

„Gab sie zunächst keiner bestimmten Bildauffassung den Vorzug, so ging es ihr nun darum, das fotografische Verfahren zielbewusst als Ausdrucksmittel persönlicher Intuitionen einzusetzen. Dieses Wollen setzt aber voraus, daß man seine Veranlagungen und Fähigkeiten erkennt und auf seine Fotografie abstimmt: Im Allgemeinen führt dies unweigerlich zu einer Reduzierung der fotografischen Themen: – auf solche, die dem eigenen Ich entgegenkommen wie z.B. im Falle Kraus das Thema „Gräser“.“
(Richard Kratochwill zur Ausstellung Gräser in der Ganggalerie im Rathaus 1970)

„Es ist eine heiter abgeklärte, anmutsvoll in sich selbst beruhende Welt, die hier vor dem Beschauer aufgetan wird, der sich zugleich aber auch in eine Art grafischer Uferlandschaft versetzt fühlt, in der aus ganz einfachen Schwarzweiß- und Bewegungskontrasten eine naturhafte Harmonie von überzeugender Sinnfälligkeit entsteht.“
(rzb, zur Ausstellung Gräser in der Ganggalerie im Rathaus 1970)

„Die vorliegende Bildkollektion verrät eine nicht unbedeutende Anteilnahme am Werden und Vergehen des Vegetativen. Die damit verbundenen optisch sichtbaren Wandlungsprozesse werden von der Autorin sehr zurückhaltend und feinfühlig ins Bild gebracht.“
(Erich Kees, Zu den Bildern von Elisabeth Kraus o.D.)

„Im Grunde ist es eine eminent frauenfreundliche (um ja nicht zu sagen: feministische) Fotografie: Frauendasein anhand der betreffenden „Siebensachen“ anschaulich gemacht.“
(Otto Breicha, Elisabeth Kraus, 1976)

„Fotografie erzählt Geschichten parallel zur Welt, wie wir sie erleben und erfahren – diese Parallelität ist es aber, die der Fotografie erlaubt, die „Hüllen“ der Gegenstände zu kennzeichnen und freizulegen, die sie im alltäglichen Gebrauch umgeben, die der alltägliche Gebrauch ihnen überstülpt.“
(Reinhard Braun, Stadtpark 2, 1997)

„Kraus’ Kamera-Auge erfasst präzis feinste Strukturen und Zeichen in Natur- und Urbanlandschaft. Im Wüstensand, am Fels als Reste von Ereignissen wie Eingriffen, Verwitterungen, Vernarbungen ebenso aufgespürt wie auf Hausmauern, wird dieses Aufgelesene „nüchtern“ unmanipulativ erfasst und zum Selberlesen freigegeben.“
(Gisela Bartens, Kleine Zeitung, 21.9.1997)

„Doch in ihrem Tableau-Kabinett des Sachten wird der Betrachter nicht zu Meditationen auf Inhaltliches – Landschaften in Sand, Gras, Unendlichkeit, Hauswände mit Menschenspuren – angehalten, sondern in Parallelitäten, winzigen Verschiebungen, Versetzungen, Abstufungen behutsam auf ein Denken in Strukturen und Bildmodalitäten verwiesen.“
(Gisela Bartens, Kleine Zeitung, 23.12.1993)

„Auch Serien wie „Hände oder „Hüllen“ bezeugen, daß Elisabeth Kraus nicht dem Großartigen und Prächtigen huldigt, sondern am liebsten ganz einfach Dinge des täglichen Lebens vor das Objektiv nimmt.“
(Heribert Schwarzbauer, steirische berichte 5-6/2001)

zur Serie Vegetation, Vegetation +
„Sie sucht Blickwinkel in der urbanen Umgebung auf, fotografiert aus Gärten heraus Straßen, so dass ein vegetatives Bild von der Stadt entsteht. Ihre Arbeiten bezeugen den exzentrischen Blick in die Stadt. Ein interessantes Beispiel aktueller Dokumentarfotografie, die mit dem gedanklichen Kalkül über die bloße Abbildung hinausgeht.“
Peter Weibel, Zur Geschichte der Künstlerfotografie, III. Autorenfotografie und Künstlerfotografie, Abschnitt 4, in: Camera Austria 15/16, 19??, S. 82.